Dienstag, 30. August 2016

Die eierlegende Wollmilchsau auf zwei Rädern

Heutzutage gibt es für jeden Einsatzzweck ein spezielles Rad – ob nun klassisches Rennrad, Endurance Bike, Cyclocrossrad oder Gravelbike. Einige von uns besitzen gleich mehrere davon, um das ganze Jahr über sowohl auf der Straße als auch im Gelände unterwegs zu sein. Was macht man nun aber, wenn man Anfänger ist, gerne ein Rad für alles hätte und zudem nur ein sehr limitiertes Budget hat?

Eine gute Freundin hatte ich mittlerweile soweit motiviert, auch mit dem Radfahren anzufangen. Ihre Vorgaben für das erste Rad waren einfach: Sie wollte sowohl auf der Straße als auch im Gelände sportlich fahren. Zudem sollte das Fahrrad auch für Radtouren geeignet sein – bei Bedarf also mit Gepäckträger und Schutzblechen ausgestattet werden können. Natürlich sollte sie ein möglich hochwertiges und langlebiges Rad bekommen, für nicht mehr als 1000 Euro.

Somit war klar, dass es ein Allroad Bike, bzw. Gravelgrinder, mit mechanischen Scheibenbremsen und sportlicher Komfortgeometrie werden würde. Hier gibt es nur wenige Marken, die in diesem Preissegment ein hochwertiges Rad anbieten. Planet X bot das beste Preis-Leistungsverhältnis mit seinem London Road Model. Auf der Homepage wird es als Do It All Commuter beschrieben. Auch wenn dies vielleicht etwas hoch gegriffen ist, beschreibt es die Eigenschaften doch recht zutreffend. Ein Rad mit dem man schnell auf der Straße, spielend durchs Gelände und bequem auf Radtouren unterwegs ist. Die Komplettbikes sind schon zum Hammerpreis zwischen 1000 und 1200 Euro je nach Ausstattung zu haben. Wir stellten aber fest, dass es noch günstiger geht wenn man das Rahmenset im Angebot für ca 200 Euro kauft und es selber aufbaut. Hierbei konnten wir glücklicherweise auf einige Komponenten aus meinem über die Jahre angehäuften Vorrat zurückgreifen. Am Ende kostete das gesamte Rad dadurch nur 810 Euro, inklusive Pedale, Flaschenhalter und Computer. Dabei war es keineswegs schlechter ausgestattet als die Komplettbikes und natürlich ein Einzelstück. Aber seht selbst – hier ist die komplette Liste aller Einzelkomponenten.

Rahmenset: Planet X London Road (Blue Dragon) 217,00 Euro
Rahmenmaterial: Aluminum 6061, Gabelmaterial: Aluschaft und Carbongabelbeine
Steuersatz: FSA Orbit Carbon 49,90 Euro
Cable Guide: 5 Euro
Umwerferklemme: KCNC Red 10,90 Euro
Schaltwerk: Shimano 105 5700 25,00 Euro (bzw. Shimano Dura Ace 7900 kostenlos)
Umwerfer: Shimano Dura Ace 7800 kostenlos
Schalt-Bremsgriffe: Shimano Dura Ace 7800 kostenlos
Bremsen: Avid BB7 99,80 Euro
Kassette: Shimano Ultegra 6600 14-27 kostenlos
Kette: Shimano Ultegra 6700 19,00 Euro
Laufräder: Ambrosio Varo Disk 130,90 Euro
Reifen: Ritchey Comp Speedmax 29,80 Euro
Kurbel: Shimano 105 5700 64,70 Euro
Kettenblätter: Rotor Non Q Rings 50, 34 kostenlos
Innenlager: KCNC Red kostenlos
Lenker: Pro LT compact 31,8 26,90 Euro
Vorbau: KCNC Fly Ride 29,90 Euro
Lenkerband: Planet X Contrast Stitch 15 Euro
Sattel: Brooks B17 Geschenk
Sattelstütze: Rose Xtreme kostenlos
Bowdenzüge: Jagwire 26,90 Euro
Sticker, Schutzfolie, Rahmenschützer: 23,90 Euro
Pedale: Shimano XT dual use kostenlos
Flaschenhalter: New Ultimate kostenlos
Computer: Polar kostenlos

Und nun einige Impressionen des Aufbaus.

Frisch aus dem Karton
Montage des Steuersatzes und der Gabel

Kürzen des Alugabelschaftes mit Syntace Speed Cuter

Ausreichend Spacer für spätere Anpassungen
Montage des Innenlager mit reichlich Fett
Trotz Blut, Schweiß und Tränen – Passt!

Montage der Bremsscheiben - gleichmäßiges Drehmoment beachten.

Gepimptes Dura Ace Schaltwerk.

Montage des Umwerfers an passende KCNC Schelle in rot.

Eine Lage Krepppapier und Montagepaste gleichen Toleranzen aus.

Bei der Montage und Einstellung der Bremsen ist Geduld und Fingerspitzengefühl gefragt.

Das Verlegen und Ablängen der Bowdenzüge ist dagegen kinderleicht.

Das Endergebnis kann sich sehen lassen! 9,4kg Gesamtgewicht.

Anhand dieses Custom Bikes zeigt sich, dass es sich lohnen kann, ein Rad selbst aufzubauen. Hersteller wie Planet X bieten Rahmensets im Sale z.T. zu atemberaubenden Preisen an – vom Zeitfahrrad bis hin zum Titanium Crosser. Wenn man dann noch Teile herumliegen hat, wie in unserem Fall Schaltungskomponenten und Anbauteile, kann man richtig Geld sparen. Dieses kann man dann in Tuningteile investieren. Hier empfiehlt es sich hauptsächlich bei einer Marke zu bleiben, dann sieht das Bike am Ende aus wie aus einem Guss, auch beim Farbton. KCNC hat hier vielleicht das breiteste Angebot, von ganzen Komponenten bis zu Kleinteilen und Schrauben. Zudem sind die Teile sehr leicht und haben ein richtig gutes Preis-LeistungsVerhältnis. Wir haben hier fast ausschließlich die Produkte aus der günstigen Reihe von KCNC gewählt. Bei den Schaltungskompetenten hat es sich wieder mal gezeigt, dass sich viele Shimano 10fach Komponenten untereinander mixen lassen – gut für alle Pfennigfuchser! Außerdem lassen sich auch stark gebrauchte Komponenten wieder flott machen und man kann ihnen bei einem neuen Projekt ein zweites Leben schenken.

Ich hoffe euch hat dieser kleine Einblick in den Aufbau eines Custom Bike gefallen. Solltet ihr Fragen haben, nur her damit!

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